Modellprojekt startet: Schulassistenzen unterstützen ganze Klassen im Schulalltag

„Infrastrukturmodell“ klingt nicht großartig, ist es aber! Ab 1. März bekommen vier Wittener Schulen „Schulassistenzen“ für alle Kinder mit Bedarf.

 

Der Titel ist viel weniger toll als das Modellprojekt selbst: Hört man „Infrastrukturmodell“, kann man gar nicht ahnen, welche fantastische Idee dahintersteckt. Und zwar diese: Ab 1. März bekommen vier Wittener Schulen so genannte „Schulassistenzen“! Das bedeutet, dass Kinder mit Unterstützungsbedarf eine Hilfe im Schulalltag bekommen.

Gibt es schon? Richtig. Aber neu ist das: Die Assistenz passiert ohne das Antragsverfahren, das bisher vorgeschaltet war (nach § 35a SGB VIII). Es muss also nicht mehr für ein einzelnes Kind ein Antrag gestellt werden und dann gibt es eine 1:1-Betreuung, sondern die Schulassistenz ist einfach für alle Kinder mit Bedarf vor Ort.

„Ein wichtiges Modellprojekt!“, findet auch Erster Beigeordneter Matthias Kleinschmidt, der die dazugehörige Vereinbarung mit freien Trägern am Donnerstag, 29. Februar, in der Helene-Lohmann-Realschule unterzeichnet hat.

Vier Schulen und freie Träger starten die Modellphase

Nach umfangreicher Vorplanung des Amtes für Jugendhilfe und Schule (und darin die Abteilungen Erzieherische Hilfen und Wirtschaftliche Hilfen) gemeinsam mit den beteiligten Schulen und den Trägern startet zum 1. März 2024 das „Infrastrukturmodell“ zunächst an vier Wittener Modellschulen. Für die Dauer von zwei Jahren werden die sogenannten Schulassistenzen präventiv in den Schulen eingesetzt.

In der Modellphase werden zunächst die Hellweg- und Hüllbergschule als städtische Grundschulen sowie die Helene-Lohmann Realschule und die Hardenstein-Gesamtschule beteiligt. Zudem werden die Aqa-GmbH, die WegBegleiter GbR, der Lebenshilfe Witten e.V. vertreten durch die ALW GmbH und die SAB.Ruhr GmbH als freie Träger im jeweiligen Tandem mit einer Schule aktiv sein.

Modell macht aus 1-zu-1-Betreuung einen Gewinn für alle

Ziel ist es, Kinder direkt zu erreichen und im Schulalltag zu unterstützen, ohne ein förmliches Antragsverfahren. Aus der bisherigen 1:1 Betreuung von einer Schulassistenz für ein bestimmtes Kind wird also eine Unterstützung für alle Kinder mit Bedarf. „Die Hilfe kommt also präventiv direkt dort an, wo sie benötigt wird“, freut sich Corinna Lenhardt, Leiterin des Amtes für Jugendhilfe und Schule: „Damit soll eine Stigmatisierung der Kinder mit (drohenden) psychischen Beeinträchtigungen vermieden und zusätzlich die Situation in den Klassenräumen entzerrt werden.“

Hintergrund: Gerade infolge der Corona-Krise war die Zahl der Anträge gestiegen, sodass sich oftmals gleich mehrere Schulassistenzen in einem Klassenraum befanden. Im Empfinden der Lehrkräfte nicht gerade eine optimale Situation.

Ausblick: Zwei Jahre, und dann?

Das Modell kostet jährlich ca. 1 Mio Euro, wobei Förderungen des Landes NRW und des Ennepe-Ruhr-Kreises in Form der so genannten Inklusionspauschale in das Modell einfließen werden. Rund 70 Prozent dürften also als städtische Kosten anfallen.

Wenn nach zweijähriger Modellphase klar ist, dass sich das Projekt bewährt, wird auch eine Ausweitung geprüft.

(29.02.2024 – lk/bk)